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Migragrafie


Zu tiefsten Ostzeiten war es noch, als wir, ein Mann mit Sohn und ich, aus dem elterlichen Wohnblock heraus den Kospoth bei Winzerla erkundeten. Unvergesslich blieben die Augenblicke, als wir einfach über ein Getreidefeld liefen, und uns ausmalten, wie wir in den kommenden Frühjahren und Sommern wandern gehen. Wir rechneten je Tageshälfte mit 15 bis 25 Kilometer, als Kinder. Ein bisschen mulmig war mir bei der Vorstellung wahrscheinlich auch schon gewesen.

Später waren es Spaziergänge mit dem Vater, er dann irgendwann ein Nickerchen machend; oder eine Wanderung an der Diebeskrippe im Pennickental bei Jena, mit anderen Menschen aus dem Haus; oder die Wanderungen mit der Schulklasse, und Limo und Bratwurst irgendwo im Wald.
Als ich im Frühsommer 2004 das allererste Mal in meinem Leben eine bezahlte Beschäftigung abbrach, nur um wandern zu gehen, erntete ich Kopfschütteln und Staunen gleichermaßen. Von einem Bekannten in den Norden Jenas gebracht, weil von den Himmelsrichtungen eben diese erlost wurde, ging ich mit Rucksack, Hut und einem Gefühl aus kindlicher Freude und Unbehagen in die ‚Fremde‘ des eigentlich doch bekannten Landes.
Touren in den Norden, den Westen und Süden, Verlängerungen in die Rhön und die Fränkische Schweiz folgten. Aus dem anfänglich selbsterschließendem Gehen wurde ein Öffnung der Welt. Aus einer Laune heraus war es ein Muss geworden.


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