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Tagestour Täler & Geschichte

Start quasi in einem Seitental des Munketals, bei Überresten alter Mauern inmitten des Forstes. Eine Gastwandersfrau erfreut über das Querfeldeingehen, mit Stöcken bewehrt und noch eine Knieoperation in der Vergangenheit. Durch den Wald dann das erste Ziel: mehrere zum Hang parallel gruppierte Mauerreste, weiter hinten eine ca. einen Meter große Mauer, mehrere ca. 2×2 Meter große grundmauerähnliche Quadrate, treppenähnliche Ansätze. Was es mit diesen Gebilden im Tal, von denen ähnliche am Hang oben existieren, bedarf weiterer Recherchen. Alte Gärten an Osthängen? Weinberge? Auch weitere Gruben, die im Hang in den Fels getrieben worden, mit senkrechten Wände und rechtwinkligen Ecken, befinden sich im Tal am oberen Hangende. Wenigstens wurde noch nicht gesondelt, oder es ist längere Zeit her.
Auf dem Berg, den heute häufig ‚Schlachtfelder‘, oder selten ‚ehemaliger Übungsplatz‘ genanntem Hochplateau dann Pflanzen- und Insektenvielfalt. Ein Teilstück voller Argusbläulinge, Männchen und Weibchen. Dicht standen Blauer Natternkopf, Wiesenlabkraut, Johanniskraut, Wiesenschaumkraut, Dornige Hauhechel, und Gräserarten en masse. Pause an der Bank, aktuelle Themen, Persönliches. Schicksalskutschen (Erwin Strittmatter) werden berichtet, die Wunschproduktion des Unbewussten (Klaus Theweleit) betrachtet und erörtert. Das passiert immer draußen, kommt automatisch, weil es durch das Gehen im natürlichen Raum in seiner Verarbeitung gefördert wird.
Später talwärts Kulturgeschichte ohne Ende: Müll. Rost. Halbe Fässer, ganze, ausgeschnittene Fässer, zerbeulte Eimer, ein durchwühlter Müllberg: DDR-Puderzucker, eine Milchflasche, ein Schild mit der Ziffer „7“. Überreste von Stahlfedern, die aus dem Boden schauen, irgendwelche Elektromotorreste, das Gerüst eines eisernen Dreirades, und ein zum Staunen bringender Reifen. Verostetes Bewährungseisen, ein eisernes Schlittengestell. Wir waren perplex, auch hier noch so viel anzutreffen. Im Tal nahe der Straße die obligatorischen Steinbrüche, wenn der Terebratelkalkstein nahe lag, und vermischt mit dem meterdicken Laub, wieder Müll, Schrott ohne Ende. Letzlich aber ein schöner Hochwald, Lichtspiele, Geschichte zum ansehen und anfassen, zum nachdenken und flanieren.
Auf der anderen Talseite, im Rautal in der Nähe des Jägerberges, ältere deutschsprachige Einritzungen in den Bäumen, auch russische: „84 – 86 Moskau“. Fast zum Schluss im schattigen Tal der Burschenplatz mit Gedenkstein. Der Goethespruch: „Das Beste, was ich in mir trage, habe ich mir erwandert.“ Und ein Dank für die jahrelange Arbeit der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Wanderwege im Kulturbund der DDR (Stichpunkte zur Geschichte des Platzes zum Beispiel in: Kallies, Ruth F.: Wer kennt die Plätze, weiß die Namen? Jena: Jenzigverlag, 2001.). 
Rast in der Hütte, frische Erbsen geschält, belegte Brote, Kaffee, Obst. Die Beobachtung eines bald auf den Platz stürzend könnenden toten Baumes, ein Kugelnest im Dachgebälk, Fraßspuren an Bäumen auf dem Weg, dann wanderten wir zurück, prompt noch einmal hoch und wieder über den Rand der Hochfläche hin zum Munktetal, an den Schießbahnen entlang ins Tal. Vielen Dank für den schönen Tag.
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