24. Sep 2014 Spontan wie immer verabredeten wir am Vorabend die Richtung des Stromerns, diesmal sollte es Alt-Winzerla sein: Trießnitz und Steinbruch, Kospoth mit Luftbeobachtungsbunker und dem alten Vorwerk, vielleicht auch noch ein Abstecher zur alten Ausweichsführungsstelle, ebenfalls verbunkert, des ehemaligen ‚VEB Carl Zeiß Jena‘. Sonst Natur, Rumlaufen, Essen und Trinken, und Spaß und Erholung haben. Vielleicht: weniger ‚Spaß‘, dafür: einfache Freude. Per Fahrrad und Straßenbahn trafen wir uns an der Endhaltestelle Winzerla und trabten an der Hauptstraße entlang Richtung Dorf stadtauswärts. Ein paar Autofahrer, die Fußgänger missachtend über die Kreuzung fuhren, der Weg bei der Gaststätte ‚Weintraube‘ ins Dorf hinein führend, ein paar ‚Mitsehsel‘ am Rand: die Infotafel zum Gefecht bei Winzerla und Burgau 1806, das Trafohäuschen als Insektenhotel und noch anderes mehr. Bauarbeiten an Wegen, durchwinkende Bauarbeiter, Frauchen mit Hundchen und so weiter. Schnell beschäftigte uns eigentlich das Erlebte der vergangenen Tage, Beziehungs- und Arbeitsgeschichten. Dann der Weg ab zur Trießnitz, und das Erleben vergangener Bilder und Gefühle im Kopf, weil man hier groß geworden, und die Geschichten erzählt dazu. An der Sängerwiese hinten im Talkessel, die in der Kindheit einfach auch nur Trießnitz geheißen hatte, dann so sehr im Gespräch, dass wir einfach nur ein paar Bilder machten, rauchten, und weiter zogen. Bergauf. Dort die alten Steinbrüche im Wald, die man früher nicht als solche erkannt hatte. Durch den Wald hinauf brach sich die Sonne ihren Bann durch den Morgen-Hochnebel, brachte die vielerlei Spinnweben mit ihrem Tauschlag zum glitzern. Schon wieder Altweibersommer, das ging ja schnell rum das Jahr. Die Einfahrt zum Steinbruch, das mit Steinen verlegte alte Tor. Davor eine Infotafel mit einer alten Landkarte in kleinem Maßstab, auf der die ganzen alten Gebäude noch verzeichnet waren, die heute nicht mehr im Gelände stehen. Jedesmal beim Betreten des weiten Rundes und der mehrere Hundert Meter langen Felskante durchschaudert es einen. Eine ausgedehnte und flache, teils mit Gräben oder alten Abräumen versehene Insel nahe der Stadt. Steinkreise und viele Steinnachrichten, die man wegen der Größe zum Lesen abschreiten muss, und die man eigentlich von der Kante oben lesen soll. Die Mitwanderfrau will nicht fotografiert werden. So stöbern wir umher, freuen uns an relativer Stille, an Spinnweben oder Patronenhülsen, an Steinen oder Resten einer Gleisanlage. Und an dem nun nur hier stattfindenden äußerst freundlichen Grüßen zweier anderer Spaziergeher aus der Umgebung. Warum nur ist man draußen so freundlich? Weil man einander ansieht, dass man sich Zeit nimmt und sich einen Teil von Glück draußen sucht, in der Natur, trotz der Sorgen des alltäglichen Geschäfts. Wir erzählen einander Urlaube und Vergangenes, Freude und Leid, und fotografieren immer wieder die Felskante. Dieser Aufenthalt im Steinbruch war dann doch der Höhepunkt. Das hämmernde Knie der Mitwanderfrau hieß uns Zeit und Weg abzukürzen, den Weg wieder hinab ins Tal zur Straßenbahn einzuschlagen und es bei dem erfrischen nine-to-eleven-Spaziergang zu belassen. Was noch zu erzählen wäre, kommt ein andermal.
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